Polystyrol: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Styrol''' (auch Phenylethen, Styren, Vinylbenzol), Vorprodukt (Monomer) von '''Polystyrol''', ist eine süßlich riechende Flüssigkeit. Es gehört zu den aromatischen Kohlenwasserstoffen. <br>
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Styrol ist entzündlich und gesundheitsschädlich.
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'''Polystyrol'''-Kunststoffe ('''PS''') gehören zur Gruppe der thermoplastischen Kunststoffe. Durch den vorwiegend linearen Aufbau der Molekülketten sind Thermoplaste (auch Plastomere genannt) unter Wärmeeinwirkung verformbar. Polystyrole finden Verwendung in Massenerzeugnissen wie Becher, Gehäuse von Elektrogeräten, Klarsichtverpackungen.


Unterschieden wird hierbei:
* '''Expandiertes Polystyrol-Hartschaum''' ('''EPS''') auch bekannt als '''Styropor''', wird als Schaum- und Dämmstoff eingesetzt. Erkennungsmerkmal ist die Zusammensetzung aus normal weißen, zusammen gebackenen, 2–3 mm großen Schaumkugeln.
* '''Extrudierter Polystyrol-Hartschaum''' ('''XPS''') Produktnamen sind zB: '''Austrotherm XPS''' (rosa), '''Styrodur''' (BASF, grün), '''Styrofoam''' (Dow Chemical, blau). XPS ist wesentlich feinporiger als EPS und zudem Druck- und Bruchfester.


==Siehe auch==
 
 
 
===Kurzbeschreibung===
'''Polystyrol''' ist ein vielseitig einsetzbarer Schaumkunststoff auf Erdölbasis (Ethylen und
Benzol). Der Anteil am Dämmstoffmarkt der BRD betrug zuletzt knapp 30 %.
 
===Produktionsprozess===
Am Beginn der Prozesskette stehen die begrenzten Rohstoffe Erdöl, Erdgas und Steinkohle. Als Zwischenprodukt entsteht u. a. Ethylbenzol auf dem Weg zum Monomer '''Styrol''' (auch Phenylethen, Styren, Vinylbenzol - gehört zu den aromatischen Kohlenwasserstoffen), durch Polymerisation Polystyrol. Polystyrol-Kunststoffe (PS) gehören zur Gruppe der thermoplastischen Kunststoffe. Durch den vorwiegend linearen Aufbau der Molekülketten sind Thermoplaste (auch Plastomere genannt) unter Wärmeeinwirkung verformbar.
 
* '''Expandiertes Polystyrol-Hartschaum''' ('''EPS''') - auch bekannt als '''Styropor''': Das EPS Granulat wird mit dem Treibmittel Pentan bei Temperaturen von ca. 100° C unter Zusatz von Wasserdampf aufgebläht. Aus diesen Schaumpartikeln werden durch eine 2. Heißdampfbehandlung Blöcke, Platten und Formteile hergestellt. Erkennungsmerkmal ist die Zusammensetzung aus normal weißen, zusammen gebackenen, 2–3 mm großen Schaumkugeln.
* '''Extrudierter Polystyrol-Hartschaum''' ('''XPS'''): Im sogenannten Extruder wird Polystyrol aufgeschmolzen und nach Zugabe eines Treibmittels (z. B. CO²) durch eine Schlitzdüse ausgetragen. Nach Durchlaufen einer Kühlzone wird der entstehende Strang mechanisch geformt. Produktnamen sind zB: Austrotherm XPS (rosa), Styrodur (BASF, grün), Styrofoam (Dow Chemical, blau). XPS ist wesentlich feinporiger als EPS und zudem Druck- und Bruchfester.
 
===Hinweise zur Verarbeitung===
Der [[Wärmedämmstoff|Dämmstoff]] kann mechanisch leicht bearbeitet werden. Zum sachgerechten Verkleben sind vom Hersteller empfohlene spezielle Kleber erforderlich. Als [[Wärmedämmverbundsystem]] ist in der Regel zusätzlich eine Dübelung erforderlich – auf Herstellerangaben achten.
 
===Einsatzbereiche===
* EPS: Einsatz als [[Wärmedämmverbundsystem]], Fassaden-, Dach-, Trittschall- und [[Wärmedämmung]] bei Geschossdecken unter schwimmenden Estrichen.
* XPS: Einsatz als erdberührte Wärmedämmung sowie als Wärmedämmung druckbelasteter Flächen (z. B. Industriefußböden, [[Flachdach|Flachdächer]], Parkdecks)
 
===Baubiologische Stellungnahme===
'''Styrol''' ist ein mutagenes und embryotoxisches Nervengift, und steht im Verdacht krebserzeugend zu sein. Es wirkt bereits in kleinen Konzentrationen reizend auf Augen und Nase, kann durch die Haut aufgenommen werden und zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit mit Erbrechen und allgemeiner Schwäche führen. Beim Herstellungsprozess sind Gefahrstoffe mit erheblichem Risikopotential beteiligt, z. B. Benzol und Ethylen, und es kommt zu Emissionen von Styrol (ca. 15 kg/Tonne EPS), Bei der Verbrennung besteht die Gefahr der Brandausbreitung durch herabtropfendes brennendes Material und die Entstehung giftiger Brandgase. Beim Heißdrahtschneiden auf der Baustelle wird Styrol freigesetzt. Polystyrol ist unverrottbar, versprödet jedoch unter UV-Bestrahlung und ist nicht beständig gegen Lösemittel und Benzin. PS beginnt bei 110 bis 210° C sich zu zersetzen.
Etwa 200 000 t Polystyrol werden in der BRD jährlich auf Baustellen in Verkehr gebracht.
Sauberes PS kann wiederverwendet, die Sammel- und Rückführungslogistik aus Bau- und Abbruchabfällen ist jedoch mangelhaft. Der hohe Heizwert von PS ist eine thermische Verwertung durchaus effizient. Allerdings verbleiben wegen der Flammschutzmittel und weiterer Zusätze halogenhaltige Rückstände, die deponiert werden müssen und zu einer Belastung der Deponieabwässer beitragen können.
 
===Siehe auch===
* '''[[Wärmedämmstoff#Wärmedämmstoffe_im_Überblick|Wärmedämmstoffe im Überblick]]'''
* [[Polyethylen]]
* [[Polyethylen]]
* [[Polypropylen]]
* [[Polypropylen]]
* [[Polyurethan]]
* [[Polyurethan]]


===Quelle===
:Bauzentrum München
:Willy-Brandt-Allee 10
:81829 München
:fon: (089) 50 50 85
:fax: (089) 54 63 66 - 20
:E-Mail: bauzentrum.rgu@muenchen.de
:[http://www.muenchen.de/bauzentrum www.muenchen.de/bauzentrum]
:[http://www.muenchen.de/cms/prod2/mde/_de/rubriken/Rathaus/70_rgu/03_beratung_foerderung/003_bauzentr/pdf/oekolog_waermedaemmstoffe.pdf Ökolodische Wärmedämmstoffe]
Das Bauzentrum München ist eine Einrichtung der Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt.
:'''Autor''':
:Herbert Danner, Baubiologe (IBN)
:Planungs- und Beratungsbüro für energieeffizientes, ökologisches und gesundes Bauen und Sanieren.
:Stand: Juli 2009


[[Kategorie:Baumaterial]][[Kategorie:Bauphysik]][[Kategorie:Glossar]]
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Version vom 9. Dezember 2009, 21:20 Uhr

Polystyrol
Wärmeleitfähigkeit [W/(mK)]: 0,035 - 0,040 Polystyrol
Dampfdiffussionswiderstand μ :
EPS
XPS
20 - 100
80 - 300
Baustoffklasse (Brandschutz): B1/B2
Druckfestigkeit: mittel
Materialkosten:
EPS
XPS
(Orientierungswert Jan. 2008)
160 €/m³
270 €/m³




Kurzbeschreibung

Polystyrol ist ein vielseitig einsetzbarer Schaumkunststoff auf Erdölbasis (Ethylen und Benzol). Der Anteil am Dämmstoffmarkt der BRD betrug zuletzt knapp 30 %.

Produktionsprozess

Am Beginn der Prozesskette stehen die begrenzten Rohstoffe Erdöl, Erdgas und Steinkohle. Als Zwischenprodukt entsteht u. a. Ethylbenzol auf dem Weg zum Monomer Styrol (auch Phenylethen, Styren, Vinylbenzol - gehört zu den aromatischen Kohlenwasserstoffen), durch Polymerisation Polystyrol. Polystyrol-Kunststoffe (PS) gehören zur Gruppe der thermoplastischen Kunststoffe. Durch den vorwiegend linearen Aufbau der Molekülketten sind Thermoplaste (auch Plastomere genannt) unter Wärmeeinwirkung verformbar.

  • Expandiertes Polystyrol-Hartschaum (EPS) - auch bekannt als Styropor: Das EPS Granulat wird mit dem Treibmittel Pentan bei Temperaturen von ca. 100° C unter Zusatz von Wasserdampf aufgebläht. Aus diesen Schaumpartikeln werden durch eine 2. Heißdampfbehandlung Blöcke, Platten und Formteile hergestellt. Erkennungsmerkmal ist die Zusammensetzung aus normal weißen, zusammen gebackenen, 2–3 mm großen Schaumkugeln.
  • Extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS): Im sogenannten Extruder wird Polystyrol aufgeschmolzen und nach Zugabe eines Treibmittels (z. B. CO²) durch eine Schlitzdüse ausgetragen. Nach Durchlaufen einer Kühlzone wird der entstehende Strang mechanisch geformt. Produktnamen sind zB: Austrotherm XPS (rosa), Styrodur (BASF, grün), Styrofoam (Dow Chemical, blau). XPS ist wesentlich feinporiger als EPS und zudem Druck- und Bruchfester.

Hinweise zur Verarbeitung

Der Dämmstoff kann mechanisch leicht bearbeitet werden. Zum sachgerechten Verkleben sind vom Hersteller empfohlene spezielle Kleber erforderlich. Als Wärmedämmverbundsystem ist in der Regel zusätzlich eine Dübelung erforderlich – auf Herstellerangaben achten.

Einsatzbereiche

  • EPS: Einsatz als Wärmedämmverbundsystem, Fassaden-, Dach-, Trittschall- und Wärmedämmung bei Geschossdecken unter schwimmenden Estrichen.
  • XPS: Einsatz als erdberührte Wärmedämmung sowie als Wärmedämmung druckbelasteter Flächen (z. B. Industriefußböden, Flachdächer, Parkdecks)

Baubiologische Stellungnahme

Styrol ist ein mutagenes und embryotoxisches Nervengift, und steht im Verdacht krebserzeugend zu sein. Es wirkt bereits in kleinen Konzentrationen reizend auf Augen und Nase, kann durch die Haut aufgenommen werden und zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit mit Erbrechen und allgemeiner Schwäche führen. Beim Herstellungsprozess sind Gefahrstoffe mit erheblichem Risikopotential beteiligt, z. B. Benzol und Ethylen, und es kommt zu Emissionen von Styrol (ca. 15 kg/Tonne EPS), Bei der Verbrennung besteht die Gefahr der Brandausbreitung durch herabtropfendes brennendes Material und die Entstehung giftiger Brandgase. Beim Heißdrahtschneiden auf der Baustelle wird Styrol freigesetzt. Polystyrol ist unverrottbar, versprödet jedoch unter UV-Bestrahlung und ist nicht beständig gegen Lösemittel und Benzin. PS beginnt bei 110 bis 210° C sich zu zersetzen. Etwa 200 000 t Polystyrol werden in der BRD jährlich auf Baustellen in Verkehr gebracht. Sauberes PS kann wiederverwendet, die Sammel- und Rückführungslogistik aus Bau- und Abbruchabfällen ist jedoch mangelhaft. Der hohe Heizwert von PS ist eine thermische Verwertung durchaus effizient. Allerdings verbleiben wegen der Flammschutzmittel und weiterer Zusätze halogenhaltige Rückstände, die deponiert werden müssen und zu einer Belastung der Deponieabwässer beitragen können.

Siehe auch

Quelle

Bauzentrum München
Willy-Brandt-Allee 10
81829 München
fon: (089) 50 50 85
fax: (089) 54 63 66 - 20
E-Mail: bauzentrum.rgu@muenchen.de
www.muenchen.de/bauzentrum
Ökolodische Wärmedämmstoffe

Das Bauzentrum München ist eine Einrichtung der Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt.

Autor:
Herbert Danner, Baubiologe (IBN)
Planungs- und Beratungsbüro für energieeffizientes, ökologisches und gesundes Bauen und Sanieren.
Stand: Juli 2009