Bauschadensfreiheitspotential

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Das Bauschadensfreiheitspotenzial bietet Fehlertoleranz. Sie ist das Potenzial, dass die Chance einer Bauschadensfreiheit erhöht. In der Bauplanung und Bauausführung wird häufig von Standardsituationen ausgegangen, die für sich betrachtet und unter definierten Rahmenbedingungen funktionieren. Bei der Einzelbetrachtung finden sich jedoch eine Vielzahl von baupraktischen Umständen, die einzelnen und/oder auch in ihrer Wechselwirkung zu Bauschäden führen. Daher ist es Zeichen gehobenen Qualitätsmanagements, wenn bereits in der Planung und auch in der Ausführung maximale Toleranzen für zum Teil im Vorfeld unwägbare Umstände der Praxis einbezogen werden.

Klassisches Beispiel:
Nach alten Lehrmeinungen wird eine außen dampfdichte Konstruktion innen mit einer Dampfsperre versehen, damit kein schadensverursachender Dampf in die Konstruktion eindringt.

Die Erfahrung der Praxis belegt, dass dieser theoretische Ansatz in der Regel viele baupraktische Situationen unberücksichtigt lässt und somit zu erheblichen Bauschäden führt. Das gilt auch für jene Konstruktionen, die über eine Hinterlüftung vor der dampfsperrenden Schicht verfügen. Exemplarische Beispiele:

  • Die Dampfsperre ist nicht absolut luftdicht verflegt. Durch Konvektion dringt ein Vielfaches der Dampfmenge in die Konstruktion, die allein durch Diffusion hätte eindringen können. Folge: Das Kondensat verbleibt gefangen zwischen zwei Dampf sperrenden Schichten. Ein Großteil der Feuchteschäden am Bau ist auf diese Ursache zurückzuführen.
  • Die Dampfsperre ist nicht konsequent an alle Durchdringungen und angrenzende Bauteile luftdicht verklebt worden. Folge: wie oben.
  • Die Dampfsperre ist nicht durchgängig bei angeschlossenen Innen-Leichtbauwänden verlegt worden. Durch Konvektion und Flankendiffusion dringt Feuchte in die Konstruktion. Folge: wie oben.
  • Die Außenhaut lässt bei niederschlagreichen Wetterbedingungen an unsauberen Anschlusspunkten (ggf. auch altersbedingt) Feuchte in die Konstruktion. Folge: wie oben.
  • Nachträglich werden an der innenliegenden Dampfsperre Installationsdurchführungen vorgenommen, ohne entsprechende Eindichtung. Die Folge: wie oben.
  • Baumaterialien werden feucht verarbeitet. Folge: wie oben.
  • Flankendiffusion führt zum Feuchteeintrag. Folge: wie oben.
  • Wärmebrücken begünstigen sich über die Jahre aufschaukelnde Feuchteansammlungen schon bei geringsten Feuchteeinträgen. Folge: wie oben.

Bezogen auf das Beispiel wird die Fehlertoleranz erhöht, wenn:

  • alle aufgeführten Aspekte im Vorfeld planerisch berücksichtigt und entsprechend ausgeführt werden.
  • die Luftdichtung bestmöglichst perfekt ausgeführt wird, überprüft mit dem Wincon oder einem Blower Door-Test.
  • eine Dampfbremse verbaut wird, die einerseits eine zulässige und nicht beeinträchtigende Menge an Feuchte in die Konstruktion eindringen lässt und dabei andererseits das Rücktrocknungspotenzial - während der sommerlichen Umkehrdiffusion - für noch größere Feuchtemenge bietet. Auf diese Weise verfügt die Konstruktion über Sicherheitsreserven, dennoch anfallende, unkontrollierte Feuchteeinträge abzuführen. Ein sich über die Jahre aufschaukelnder Feuchteeintrag wird somit vermieden. Diese Konstruktion verfügt über ein maximales Bauschadensfreiheitspotenzial.

Siehe auch